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19. Juni 2010 6 19 /06 /Juni /2010 00:23

(Fortsetzung 2. Eintrag)

 

 

14.6.10 Mit Hana  und Ilkka fuhr ich mit dem Zug nach Roskilde. Seit tausend Jahren wurden ALLE Könige und die meisten Königinnen in der Kathedrale dort begraben.

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(Roskilde ist den Dänen historisch und religiös ziemlich wichtig. Im Hafen der Früheren Hauptstadt fand man viele Wikingerschiffe und die Kircher ist das Zentrum der königlichen Zeremonien)

 

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(Jeder Zeit und jedem König den eigenen Stil)

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(Auch schon früher wurden Könige hier begraben. Allerdings noch unter den Steinplatten am Boden.)

 

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Beim Museum für Wikinger trennten wir uns dann. Mir war der Eintritt um einiges zu teuer. Ein paar Schiffe ankerten aber im Hafen, sodass ich auch auf meine Kosten kam.

 

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Ich nahm den Zug Richtung Flughafen. Bei dieser Autobahneinfahrt wartete ich nicht lange. Ich schlug dem Fahrer vor, er solle mich doch vor der Grenze rauslassen, sodass wir getrennt über die Grenze gehen. Schlauer sei einfach durchzufahren, antwortete er darauf. Mit dem Resultat, dass die Grenzwache sehr aufmerksam mein Gepäck auseinandernahm. Ein Tramper nach Christiania muss man halt schon unter die Lupe nehmen. Der Fahrer war so nett auf mich zu warten, und liess mich vor Malmö raus. Es lief nicht gerade viel. Als ein Berner ankam, musste ich ihn anquatschen. Er nahm mich daraufhin bis mitten nach Schweden mit.

 

Nässjö (Ausgesprochen: Nächö). Er stellte sich als Nöggi  vor. Und er hatte einiges zu erzählen. Als Kind verstossen wurde er zu einem Schweizer ­Verdingkind. Diese waren einigen Sachen schutzlos ausgeliefert. Der Lehrmeister war zum Beispiel ein Scheusal. Als er sich dann auch noch an Mädchen vergriff, meldete Nöggi  den anderen Leuten. Der Typ musste zwar büssen, der junge Berner war aber seine kostbare Lehrstelle los. Erst später fand er dann aber eine Neue. Plötzlich fand er einen Stiefvater. Dessen Frau stellte sich gegen die Aufnahme des Bubs und misshandelte ihn. Bis einmal genug war. Die Frau lag eine Weile im Spital. Nöggi  kam wieder ins Heim. Der Stiefvater besuchte Nöggi  hie und da. Oft unglücklich. Manchmal weinend. Später stelle sich heraus: Es war sein biologischer Vater ... Später reiste er durch Skandinavien, verliebte sich in Schweden und lebte lange in Göteborg. Inzwischen hat er die meisten Freunde hier oben und kann fliessend Schwedisch. Als wir beim Campingplatz ankamen, wurde die Traube um uns immer grösser. Nöggi  ist hier sehr bekannt.

 

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Sein Auto war bis unters Dach vollgestopft mit Tausenden von Putzcremes, Kleidern, Zeugs und Sachen. Es war einige Mühe nötig, bis wir uns in einem Wohnwagen so einquartiert hatten, dass wir picknicken konnten. Schliesslich  musste alles zuerst 20 Minuten gesucht werden. Inzwischen merkt man nicht mehr, wie spät es ist. Ich bin schon weit im Norden. Es wird nur noch ein paar wenige Stunden dunkel.

 

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15.6.10 Am nächsten Tag hatten wir einige Mühe Geld zu bekommen. Die Karten waren hier irgendwie nicht akzeptiert. Keine. Nach Telefonen und viel Geduld gab mir die Bank aber wieder Geld und Nöggi verabschiedete sich. Jetzt war ich wirklich im letzten schwedischen Gaggo gelandet. Bei perfektem Wetter übrigens. Überall nur: Wald. Lange warten musste ich nicht, bis mich ein junger Schwede mitnahm. Später fand ich ein Stockholmer, der mich schön mitten in die Stadt mitnahm. Der Typ war erst 22ig, hat aber als Verkäufer schon krass Karriere gemacht. So verdient er schon gutes Geld und kommt überall in der Welt rum. Zum Abschied schenkte er mir noch eine Karte für die U-Bahn. Der erste Eindruck von Stockholm: Urban, multikulti, gross, extrem modebewusst.

 

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Ein grosser Unterschied zum Land, wo eine Stadt wie Luzern, sich auf eine so grosse Fläche verteilt, dass man sie kaum im Wald entdeckt. Ich fand schon bald ein Hostel, dass so ein richtiges Backpackerfeeling hergab: Rustikal und familiär.

 

 

16.6.10 Stockholm ist teuer. Trotzdem war ich ein braver Tourist und machte eine Sightseeing Tour zu Bus und zu Boot. Die Stadt ist eigentlich eher ein Archipell von Inseln umgeben von Brackwasser wegen den grossen Seen die hier ins Meer fliessen. Beim schmalsten Ort wurde einmal eine Festung gebaut. Um den Schiffhandel zu den Binnengewässern zu kontrollieren. Heute ist da die Altstadt. Allgemein hat jede Stockholminsel eine andere Geschichte und ein anderes Aussehen. Und hässliche Plätze findet man fast nirgend. Beim Sieg der Schweizer über Spanien im Fussball lernte ich ein Romands kennen. Mit ihm durchkreuzte ich dann die Stadt um noch mehr Schweizer zu finden. Mit mässigem Erfolg.

 

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(l. Die Fahne auf dem Turm darf nur heruntergenommen werden wenn Schweden Krieg hat. Sie hängt seit 200 Jahren. r. Ein krasser Verkehrspunkt zwischen zwei Hauptinseln. Autokreisel auf zwei Etagen, Schiffsschleusen, U-Bahn, Velostreifen, Ferneisenbahn, S-Bahn und Fusswege. Vor rund ca. 70 Jahren gebaut, diskutieren die Stockholmer nun herzhaft, ob sie das ganze abreissen oder erhalten sollten.)

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(l. Grosse Opera. r. Junibaum von Schweden)

 

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(Ein Künstler erschuf mit Holz von den Alpen ein Karussel!. )

 

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(Eine weibliche königliche Garde mit richtigem Maschinengewehr. und das Rathaus von Stockholm)

 

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(Die letzte mittelalterlichen Kirche in Stockholm. Die Insel auf der sie steht war früher überfüllt mit Klöstern. Sie wurden alle Niedergebrannt und zerstört bei der Reformation. Allgemein gibts nicht so viele Kirchen wie in anderen Städten und die Schweden sind sehr oft Atheisten.)

 

17.6.10 Das Frühstück war super. So ass ich mich satt. Um dann mit Cedric einen Hammer Tag zu verbringen. Dank dem Erklimmen des Fernsehturms hatten wir nen tollen Ausblick.

 

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(Der Fernsehturm war ein Highlight.)

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(Die Kugel ist das Ericssonbuilding. Darin finden die Weltklassekonzerte Stadt. r. Die Schweden sind sehr naturverbunden. Schon die Könige vor 300 Jahren haben in die Wege geleitet, dass die Stadt sehr viel grosse Grünflächen in der Nähe hat. Königliche Wildjagtgebiete wurden zu Parks und Naturschutzgebieten. Die Lebensqualität in Stockholm ist hoch)


Danach gingen wir ins Vasa Museum: Ein absoluter Höhepunkt. Selten war ich so beeindruckt. 

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(Das Schiff versank vor fast 400 Jahren. Die Schweden brauchten grosse Kriegsschiffe um den Krieg in Polen zu beliefern. Dieses hier sollte das grösste und das prunkvollste sein. Es wiegt soviel wie 5-6 Boing. Sollte 450 Leute fassen.  Leider war es für diese Zeit schlecht konzipiert und unstabil. Ein starker Windstoss erfasste das Schiff - es richtete sich wieder auf. Ein zweiter Windstoss drückte es auf die Seite. die Kanonenöffnungen füllten sich mit Wasser. Die Jungfernfahrt dauerte 20 Minuten, als es am 10. August 1628 nur drei Kilometer vor Stockholm versank. Dank dem seichten Brackwasser verrottete es kaum. 95% des Materials das Ausstellungsobiekts ist original. Man fand auch ca. 50 Skelette, weshalb man weiss, dass auch Frauen und Kinder an Bord waren für den ersten Ausflug.


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(l. Der Tag dem die Schweiz Spanien besiegte... r. Beim Anblick der Schnitzereien, weiss man wieso sich die die Schaffer von Pirates of the Caribbean hiervon inspirieren liessen!

 

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(Was heute schwarz ist, war damals bunt und prunkvoll. Mann wollte Eindruck machen. Die alten Römer und Griechen galten als Vorbild. Der Löwe ist allgegenwärtig, da König Vasa sich damit identifizierte. Nordische Zeichen gibt es allerdings gar keine.)


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(Die Katastrophe am Miniaturobiekt. Man suchte daraufhin den Schuldigen. Der Kapitän testete das Schiff vorher und meldete dem König, dass es nicht lange schwimmen wird, da es zu unstabil ist. Also konnte man ihn kaum hängen. Gott war da noch, wegen dem Windstoss. Aber weder Gott noch König konnte man erhängen. Also blieb man tatsächlich dabei: Es gibt keinen Schuldigen. Man tötete niemanden wegen dem Unglück. )

 

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  Weiter gingen wir nach Skansen. Das Ballenberg  von Schweden. Und das älteste Freilichtmuseum seiner Art!

  (Hier ein paar Eindrücke)

 

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Im Zoo fasste ich Schlangen an und lies eine Tarantel über den Arm spazieren und im Vergnügungspark leisteten wir uns die grösste und beste Bahn.

 

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Zum krönenden Abschluss gingen wir für wenig Geld bei einem Chinesen super essen. Worauf wir noch den Sieg der Mexikaner über Frankreich genossen. (Die WM scheint ja wirklich interessant zu werden.)

 

18.6.10 Als Starter war ich bei einem Arzt, um mir Antibiotika zu geben. Seit zwei Tagen war ein Augenlied krass angeschwollen. War wohl ein Insekt, aber mir ist aufgefallen, dass ich nicht antibakterielles in der Apotheke hatte und ja noch ein bisschen ins Land im Norden will. Im nordischen Museum faszinierte vor allem die Ausstellung über die Samen. Vielen bleibt es ein traumatisches Erlebnis, wie man die Ureinwohner registrierte, kategorisierte, diskriminierte und umerziehen wollte. Die Sprache wurde fast vernichtet und die Lebensweise geändert. Ausserdem tut es vielen Schweden weh, dass sie eine der Grundsteine legten für das Rassendenken der Nazi.

 

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(Das nordische Museum ist schon ansich sehenswert. Die Austellung über das Festessen der Schweden genauso. Das Federkleid des Schwans wurde übrigens immer wieder verwendet. Nicht gerade sehr hygienisch, aber das kümmerte ums Jahr 1600 niemanden...


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(Eine Statue des König Vasa... genau... der Typ mit dem Schiff)

 

 

Ich genoss ein bisschen die Stadt und vor allem: Die Nervosität und die Vorbereitungen für die morgige Hochzeit. Tausende Polizisten und Militärs. Strassensperren und Gitter. In jedem Schaufenster gehts ums Heiraten.

 

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Hunderttausende reisen an, um das Spektakel morgen anzusehen. Seit heute Morgen kreist ununterbrochen ein Polizeihelikopter über der Stadt und die Paradestrassen wurden mit Fahnen geschmückt. Mal schauen, was da abgeht, morgen.

 

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 (Hmm, Zugschule inmitten der Stadt. Geschätzte 3-4 Kompanien stehen hier Spalier.)

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